Ausscheidungs-Timing – Die Lösung für den schmutzigen Windelkrieg

Von Natec

Widmung

Für die Mütter dieser Welt,
die im Einklang sind mit der Art der Alten
Für die Babys und Mütter von Shivalila,
die uns zurückbringen zu unserem symbiotischen Geburtsrecht.

Danksagung

Ich bin zutiefst dankbar für die Unterstützung, die ich für diese Arbeit erhalten habe. Solid Waste Information Clearinghouse und Solid Waste Assistance haben mir Artikel über Windelforschung zukommen lassen. Ich habe zitiert aus den Zeitschriften „Waste Age“ vom Mai 1991 und „The New York Times“, Datum unbekannt.


Einleitung

In einer Zeit wachsenden Umweltbewußtseins wütet eine Schlacht um waschbare Windeln und bequeme Wegwerfwindeln. Was nie diskutiert wird ist die Alternative zu beiden Wickelmethoden. Diese Alternative ist sanft zur Mutter Erde und schafft gleichzeitig eine liebevolle Verbindung zwischen den Erwachsenen und den Kindern, die das ganze Leben lang halten kann. Zuerst jedoch einige interressante Fakten zu Stoff- und Wegwerfwindeln.

Es wurden erschiedene Studien, mit vielen widersprüchlichen Ergebnissen, durchgeführt.
Laut Angaben der Nationalen Gesellschaft für Windelservices in Philadelphia verbraucht ein Baby, bis es zur Toilette gehen kann, ungefähr 10.000 Windeln. Amerikaner werfen ungefähr 18 Milliarden dreckige Windeln jährlich weg, und die meisten davon landen auf Mülldeponien. Eine Wegwerfwindel braucht rund 500 Jahre, bis sie sich zersetzt. Auf der anderen Seite heißt es in einem Bericht vom 28. September 1990 in Sciene (Forschung) herausgegeben von der Amerikanischen Gesellschaft für den Fortschritt der Forschung: „Die Benutzung eines Windelservices verbraucht dreimal soviel Benzin und verursacht neunmal soviel Luftverschmutzung wie der Gebrauch von Wegwerfwindeln.“ Hinzu kommt, dass sowohl die kommerzielle Baumwollanbaumethode als auch die Stoffwindelherstellung stark umweltverschmutzend sind.

Parker Mathusa, Programmdirektor der New York State-Behörde zur Untersuchung und Entwicklung von Energien erklärte, dass Stoffwindeln, sechsmal am Tag gewechselt, 142 Gallonen Waschwasser in der Woche verbrauchen. Stoffwindeln produzieren 50% mehr Abfall als Wegwerfwindeln und benötigen dreimal mehr nicht erneuerbare Energien, wie Öl und Gas, zum Heizen des Wassers für den Waschgang, als Wegwerfwindeln.

Wegwerfwindeln hingegen verbrauchen jährlich sieben Mal soviel Rohstoffe, inklusive 1,2 Kubiktonnen Holzmasse, und erzeugen über 90% des Abfalls des Verbrauchers, 75 000 Kubiktonnen, die auf den Mülldeponien landen.

Eine Franklin Associates Studie an 1000 Wickelkindern greift die Verwendung von Stoffwindeln an. Obwohl verdächtigerweise vom Amerikanischen Papier Institut finanziert, berücksichtigt die Analyse alle Punkte des Lebenszyklus einer Windel. Neben der Tatsache, dass Wegwerfwindeln mehr Abfall produzieren als Stoffwindeln, wurde jedoch festgestellt, dass Wegwerfwindeln eine bessere Energie- und Wasserbilanz sowie Wasser- und Luftverschmutzungsbilanz aufweisen. Einige Wegwerfwindelhersteller produzieren sogenannte abbaubare Windeln. Umweltschützer merken jedoch an, dass diese Produkte in Wirklichkeit mehr Plastik beinhalten, um die Materialschwäche zu kompensieren, so dass letztendlich mehr Plastik auf den Mülldeponien landet, ohne dass der Nachweis erbracht wäre, dass dieses Plastik besser abbaubar wäre. Weggeworfene Windeln benötigen zwar nur 0,5 bis 1,8 % des Mülldponienplatzes. Richard Dennis, ein langjähriger Forscher an der Umweltverteidigungsstiftung, sagt jedoch: „Ein Prozent einer Million Tonnen ist es wert, sich Sorgen zu machen. Wenn wir nicht darüber nachdenken, wie wir dieses eine Prozent angehen, welches eine Prozent ist es dann wert, sich darum zu kümmern?“

Und da ist dann auch noch der Kostenfaktor. Eine Studie der Cornell Universität zeigt bei angenommenen 60 Wegwerf- bzw. Stoffwindeln pro Woche über einen Zeitraum von 130 Wochen oder 2,5 Jahren, dass Wegwerfwindeln $ 2116 und ein Stoffwindelservice $ 1560 kosten. Die Kosten für Windeln, die zuhause gewaschen werden, belaufen sich auf $ 946, ohne Berücksichtigung des Arbeitsaufwands. In einer Studie der Firma Arthur D. Little GmbH heißt es „was die Umweltbelastung angeht, sind weder Wegwerfwindeln noch Stoffwindeln erste Wahl.“

Meine Absicht in den folgenden Artikeln ist es, eine klar überlegene Alternative zu beiden Wickelmethoden aufzuzeigen.

Liebe BetreuerInnen von Säuglingen

Babys und Windeln… zwei Symbole, die anscheinend zusammengehören. Es ist schwer für die meisten von uns, an eins zu denken, ohne an das andere. Es gibt jedoch einen Weg, ein Baby zu haben und KEINE Windeln zu benutzen. Indem man eine andere Form der Kommunikation mit dem Säugling benutzt, kann man die Windeln vermeiden. Als ein Betreuer, der zu jeder Tages- und Nachtzeit mit dem Baby zusammen war, war es mir möglich, Eltern zu zeigen, wie sie auf Signale achten und das Baby zum richtigen Zeitpunkt über einen Behälter halten können – kein Windeln waschen oder wegwerfen mehr und kein schreiendes Baby in einer nassen Windel.

Ich habe während der letzten 20 Jahre an der Betreuung von 14 Babys teilgenommen und habe drei Jahre in Asien gelebt. Ich habe Mütter im ländlichen Indien ihre Kleinkinder in einer Hockposition draußen halten sehen. Sie waren ihrem Kind beim Urinieren und Defäkieren behilflich. In der Gemeinschaft, in der ich 12 Jahre gelebt habe, haben wir glücklicherweise wiederentdeckt, welche Kommunikation notwendig ist, um den Ausscheidungszeitpunkt mit unseren Babys zu koordinieren. Ein Freund von mir, der als Friedenskorpshelfer in Afrika arbeitete, bemerkte, dass Mütter dort ihre Babys die ganze Zeit mit sich herumtrugen und trotzdem keine Schmutzspuren aufwiesen! Als er eine Mutter fragte, woher sie wisse, wann das Kind auf Toilette musste, antwortete sie: „Woher wissen Sie denn, dass Sie müssen?“

Dieses Gefühl des Wissens erlebte ich mit Säuglingen: eine symbiotische, telepathische Kommunikation, von der ich überzeugt bin, dass es ein intuitives Wissen und Geburtsrecht aller Lebewesen ist. Wir sind unter den Lebewesen die Art, deren Junge die längste Abhängigkeit aufweisen, und es scheint, als hielten wir auch den Rekord im Nestbeschmutzen. Das kommt daher, dass viele von uns bis vor kurzem keine Notiz von den mütterlichen Fähigkeiten in den stärker erdverbundenen, d.h. „primitiven“ Kulturen, genommen haben. Aus meinen Nachforschungen über die Verwendung von Windeln in der Geschichte weiß ich, dass dies ein weiteres Beispiel dafür ist, wie unsere mütterlichen Instinkte kurzgeschlossen wurden.

Die Kinder der Tibetaner und der amerikanischen Ureinwohner laufen den ganzen Tag mit blankem Hintern herum. Manchmal trugen sie schrittlose lange Hosen ähnlich derer, die zur Zeit in China in Gebrauch sind. In der Nacht, wenn die Betreuer nicht aufstehen mochten, benutzte jede Kultur ihre eigenen wirklich abbaubaren Stoffe als Windeln. Tibeter packten die Popos ihrer schlafenden Babys in Yakhaar, amerikanische Ureinwohner benutzten Moos.

Jeder hat schon von der Windeldebatte gehört. Wegwerfwindeln überschwemmen die Mülldeponien und brauchen Dekaden, bis sie abgebaut sind. Bilder von Kindern, die drei Pfund durchweichtes Plastik mit sich rumtragen, kennt jeder. Stoffwindeln fühlen sich so nass auf der Haut an, dass ein Baby alle Sinne verschließen muss, um sie zu tolerieren. Und nach Gebrauch muss die Windel einige Stunden unhygienisch eingeweicht werden.

Um die Windel zu reinigen benötigt man dann Zeit, Wasser, Waschmittel (gewöhnlich umweltverschmutzend) und in den meisten Fällen auch noch einen Trockner. Mit dem Ausscheidungs-Timing können wir den Windelgebrauch um 50% oder mehr einschränken, damit tun wir viel für unsere Umwelt und die Zukunft unserer Kinder.

Persönlich bringt uns das Ausscheidungstiming beachtliche psychologische Vorteile auf Grund der intimen Indentifikation zwischen dem Erwachsenen (oder älteren Verwandten) und dem Kleinkind. Väter, die sich vielleicht in der ersten Zeit der Kindererziehung außen vor gelassen fühlen, können nun beim Praktizieren des Ausscheidungs-Timings, eine andere, entscheidende Rolle übernehmen. Meine Erfahrung zeigt, dass sich alle Eltern gestärkt fühlen und dankbar sind, wenn sie die Fähigkeit erwerben, mit ihren Kindern mitfühlend zu kommunizieren. Die wichtigste Vorraussetzung dafür, dass diese Art der Kommunikation Erfolg hat, ist ein Erwachsener, der lernt, sich entspannt im Hier und Jetzt des Babys zu befinden. Sich mit dem Kind auf das richtige Ausscheidungs-Timing zu konzentrieren ist ein großes Geschenk an Sie selbst und Ihr Kind.

Mit Liebe und Hoffnung für die Welt unserer Kinder,
Natec

Nie mehr Windeln

Es war einmal ein Friedenskorpsfreiwilliger in Afrika, der half in einer Dorfpraxis, in die Frauen aus den benachbarten Regionen kamen, um Untersuchungen und Impfungen durchführen zu lassen. Oft sah man eine lange Schlange farbenfroh gekleideter Frauen, viele von ihnen trugen in einem Stück geknoteten Stoffs einen Säugling am Körper. Während der langen Wartezeit nahm verschiedene Male eine Frau ihr Kind aus dem Tuch heraus und trug den kleinen nackten Körper zu den Büschen. Neugierig ging der Friedenskorpsfreiwillige hin, um herauszufinden, was in den Büschen geschah. Er sah eine Frau ihren Säugling in einer hockähnlichen Position halten, während das Kind entweder urinierte oder defäkierte. Er beobachtete ebenfalls, dass keine der Frauen irgendwelche Verschmutzungen an der Kleidung oder am Körper aufwies. Er war erstaunt und so fragte er eine der Mütter, woher sie wusste, wann dieses Kind, das noch nicht sprechen konnte, sich erleichtern musste. Mit gleichem Erstaunen sah die Mutter ihn an und sagte: „Woher wissen Sie, wenn Sie müssen?“

Nach diesem Austausch bemerkte er, dass weder Plastikmülltüten auf der Dorfmüllhalde noch Wegwerfwindelpackungen in den Regalen des Dorfladens lagen, und auch auf den Wäscheleinen gab es nichts, was nach Windeln aussah. Was war mit diesen Frauen los, und war es einzigartig, gab es das nur in dieser Gegend Afrikas? Wenn Sie mal darüber nachdenken, dann waren da zwar seit Millionen Jahren Menschen, aber nur seit ein paar tausend Jahren gibt es Hinweise auf Windeln. Wir sind eine intelligente Art und trotzdem sind wir die einzige bekannte Art, die ihr Nest eine lange Zeit über beschmutzt. Andere Säugetiere haben ein genetisches Programm, um mit dieser Situation fertig zu werden. Es scheint uns jedoch nicht natürlich, damit umzugehen wie die Hundemütter. Worauf ist also der Mensch programmiert worden?

Der natürliche Weg

Symbiose (die Handlung von zwei oder mehreren Organismen, die einander helfen, indem sie wie ein verbundener Organismus handeln) und Kooperation sind die Grundlage unserer Evolution. Wenn man dies versteht und mit diesem Instinkt handelt, öffnet sich die Tür für wirkliche Kommunikation mit den Kindern. Die Mütter in Afrika und meiner Erfahrung nach auch die Mütter in Indien, Nepal und im ländlichen Indonesien haben nie über die symbiotische Verbindung mit ihrem Baby nachgedacht. Für sie ist das Baby eine Erweiterung ihres eigenen Körpers.

Im Gegensatz dazu führen die Gewohnheiten unserer Kultur uns weg von unserer instinktiven Verwandtschaft mit unseren Babys. Stellen Sie sich eine Mutter in unserer Kultur vor, die ihr Baby anschaut und sagt: „Oh sie (oder er) wird gleich Aa machen.“ Da sie durch unsere Kultur gewöhnt ist, ihr Baby stets zu wickeln, verpasst sie das gesamte Spektrum der Kommunikation, die zwischen ihr und dem Baby stattfindet. Symbiotische Kommunikation gibt es hier nicht mehr. Und natürlich verpasst jede Mutter das Entfernen einer neuen Windel, die abzuspülen, einzuweichen und zu waschen oder wegzuwerfen ist.

Die Frage der afrikanischen Mutter veränderte die Weltanschauung meines Freundes. Als ich vor ungefähr 18 Jahren fähig war, mich auf das „Ausscheidungs-Timing“ (elimination timing, ET) einzulassen, hatte es ebenfalls eine außerordentliche Wirkung auf mein Leben. Eine Gruppe von uns lebte in den Bergen und nach einem Winter mit gefrorenen Windeleimern, Müllsäcken voll kompostierender Wegwerfwindeln und Schnee, beschlossen wir, uns darauf zu konzentrieren, warum afrikanische und asiatische Frauen selten, wenn überhaupt, Windeln benutzten. Im Sommer hatte eine der Mütter ein drei Monate altes Baby und eines Tages kam sie von unserem Lager unten beim Fluß hoch zum Haus. Das Baby war unruhig und sie nahm an, dass es urinieren musste. Als Sie es über einen Busch hielt, tat es genau das. An dem Abend haben wir gefeiert. Keine Windeln zu benutzen erscheint mir mittlerweile so logisch; wie auch immer, zu der Zeit war es eine aufregende neue Entdeckung für uns. Von da an waren wir in der Lage uns bei unseren nächsten Babys auf ihr Ausscheidungs-Timing einzustellen. Wir hatten nicht immer hundertprozentigen Erfolg, und waren uns im Klaren, dass wir uns selbst etwas beibrachten, das in unseren Kulturen seit langem vergessen war.

Neulich hatte ich das Vergnügen, dieses Gefühl der Entdeckung zu erneuern, als meine Freundin Jeanne ihr Baby zuhause zur Welt brachte. Ich hatte nicht geplant bei der Geburt dabei zu sein, aber ich besuchte sie gerade zum richtigen Zeitpunkt. Ich nahm die Gelegenheit wahr, ihr zu erzählen, dass es möglich für sie war, so mit dem Baby in Einklang zu gelangen, dass sie nicht den ganzen Tag oder sogar in der Nacht das Baby in Windeln halten musste. Als das Baby, Mariah, ungefähr eine Stunde „alt“ war, hielt ich sie in die „Ausscheidungs“-Position.

Wie man es macht

Ich demonstrierte Jeanne, dem Vater Augustine und der Hebamme, wie ich den Rücken des Babys und Babys Kopf gegen meinen Bauch lehnte, während ich seine Oberschenkel hielt, als ob es auf einem Stuhl sitze. Ich sprach mit dem Baby und fragte es, ob es Pipi machen wolle. Ich machte auch das Geräusch „psss“. Das Baby, das ein wenig nervös war, entspannte sich total in dieser Position. Es urinierte nicht, aber es war offensichtlich, dass es es mochte, so gehalten zu werden, oder es genoss unsere Aufmerksamkeit. Ich erzählte den Eltern, dass ich bei meinen Babys gleich nach der Hausgeburt, die übriggebliebenen, blauen Unterlagen benutzte, damit das Baby darauf schlafen konnte und manchmal auch für seine Ausscheidungen. Nachdem diese verbraucht waren, nahm ich eine wasserfeste Unterlage und einige Baumwollwindeln oder ein Handtuch, auf dem das Baby schlief – keine Bindewindel oder Windelhöschen. All das war notwendig, damit ich mich an die Verhaltensweise des Babys gewöhnen konnte. Ich hatte immer eine kleine Schüssel neben dem Bett, für die Fälle, da ich nicht extra ins Badezimmer gehen wollte. Bei Krankenhausgeburten ist es sicherlich besser zu warten, bis man nach Hause kommt. Aber es gibt da keine Regeln.

Ich erklärte Jeanne und Augustine, worauf sie bei Mariah achten sollten. Babys signalisieren durch Körpersprache und Geräusche, dass sie gleich ausscheiden oder bereits ausgeschieden haben. Wenn Jeanne oder Augustine ein Signal wahrnahmen, konnte einer von ihnen dem Baby zu verstehen geben, dass sie sie verstanden hatten, indem sie sie über einen Behälter hielten und mit ihr sprachen. Das Baby wird dann beginnen, ihnen wirklich bewußt Signale zu geben. Jeanne musste nur entspannt und auf der „Wellenlänge“ des Babys bleiben. Nicht allzu schwer für eine junge Mutter, so lange wie sie Hilfe bei der Hausarbeit hat (Großfamilien in der Dritten Welt sind wirklich gut darin!). Auch durch Geräusche wie „psss“ oder „schhh“ beim Abhalten des Babys abhielt, würde ein effektives Kommunikationsmuster entstehen. Ein normales Gespräch, in normalem Tonfall, über das was vor sich geht, würde ebenfalls eine Verbindung schaffen.

Am nächsten Tag, als ich wiederkam, fragte ich, wie das Ausscheidungs-„Spiel“ voranging. Jeanne sagte, dass sie es noch nicht versucht hatte und gab zu, ein wenig skeptisch zu sein bezüglich ihrer Fähigkeit, die Signale zu erkennen. Nichtsdestotrotz fragte sie mich noch einmal, wie man das Baby hält, und ich zeigte ihr verschiedene Positionen. Ich erklärte ihr, dass es wichtig war, den Kopf des Neugeborenen zu stützen und natürlich den Urin des Babys in den Behälter fließen zu lassen. Wenn sie damit zurecht kam, den Rücken des Babys in ihren Armen zu wiegen und mit ihrer Brust den Kopf abzustützen, dann wäre das die richtige Position. Während ich mit Jeanne sprach, wurde mir bewußt, dass das Auscheidungs-Timing von den Eltern, die bereit wären, sich damit auseinanderzusetzen, in unterschiedlichem Ausmaß praktiziert werden könnte.

Obwohl jeder, der Zeit hat, sich in das Timing eines Babys einklinken kann, ist es offensichtlich, dass umso weniger Windeln verbraucht werden, je mehr Zeit man windellos verbringt. Wenn Vollzeit-Ausscheidungs-Timing nicht möglich ist, wäre die nächstbeste Möglichkeit, das Baby in Sichtweite zu haben. Auf diese Weise kann der Elternteil sich ohne große Schwierigkeiten auf die Wellenlänge des Babys einklinken. Jeanne und Augie haben eine kleine Gartengestaltungsfirma. Mariah begleitet sie überall hin. Wenn man mit einem Säugling zusammen ist, ist es notwendig, geistig nicht so abgelenkt zu sein, dass man sich nicht auf das Baby konzentrieren kann. Das schwerste für einen Erwachsenen ist es, wirklich im Hier und Jetzt-Zustand des Babys zu bleiben. Betreuer dürfen sich nicht von alten Verhaltensmustern ablenken lassen und nur ihren eigenen Gedanken und Handlungen nachgehen. Eine andere wichtige Vorraussetzung ist die Fähigkeit, die Konditionierung zu überwinden, dass Babyurin und Fäkalien ekelig sind. Und das Wichtigste ist, dass kein Betreuer Schuldgefühle bekommt oder verärgert ist über die unausweichlichen Missgeschicke und „Unglücke“.

Ich versicherte Jeanne, dass wenn sie und/oder Augie auch nur eine Stunde pro Tag sich mit dem Baby und seinem Ausscheidungskreislauf beschäftigen könnten, sie immer noch den Windelverbrauch enorm senken würden. Und diese „besondere“ Zeit wüsste Mariah zu schätzen, und es würde eine Art von Kommunikation und Identifikation entstehen, die wertvoll ist, wenn das Kind älter wird.

Ich erzählte Jeanne, dass meiner Erfahrung nach ein Baby direkt nach dem Schlafen oder wenig später urinieren muss. Übrigens urinieren junge Säuglinge sehr viel! (Deshalb weiß ich, dass man auch bei nur einer Stunde am Tag erfolgreich sein wird.) Ich riet ihr, falls ihr der Gedanke durch den Kopf ging, dass das Baby urinieren müsse, sofort zu handeln. Es schadet nicht, es zu versuchen, so lange sie nicht erwartet, dass das Baby um ihrer eigenen Genugtuung willen „gehorcht“. Psychische Kommunikation zwischen Eltern und Kindern ist erfolgreich von Wissenschaftlern dokumentiert worden und darf nicht länger als seltsam, mysteriös oder gar außergewöhnlich angesehen werden. Ich sagte ihr, dass sie als Neuling Mariahs Timing an manchen Tagen eher treffen würde als an anderen und, dass, wenn ihr Baby keine Windeln tragen würde, sie Urin und vielleicht auch Stuhl abbekommen würde; man kann dies als Anreiz sehen, es richtig zu machen.

Jeanne sagt, dass ihr Baby zwar Bescheid gibt, aber dass sie manchmal einfach zu müde oder zu faul ist, um Mariah in der Nacht abzuhalten. (Das kenne ich.) Jeanne ist überwältigt von dem Gefühl, ihr Baby zu kennen. Sie verspürt keine Schuldgefühle, wenn sie ein Signal nicht wahrnimmt oder gar wenn sie zu faul ist, da sie weiß, dass es ein Prozess ist, der mit der Zeit nur besser werden kann. Sie hat bemerkt, dass Mariah ihr manchmal kein Signal gibt. Jeanne nimmt es lediglich zur Kenntnis. Ich erklärte ihr, dass sie nicht von Mariah erwarten sollte, immer anhalten zu können, bis man sie abhielt. Obwohl konventionelle Ärzte sagen, dass Kinder keine Kontrolle über ihre Blase haben, bis sie 18 Monate alt sind, können Kinder meiner Erfahrung nach gewöhnlich bereits mit vier Monaten warten. Ich bin wirklich beeindruckt, wie Jeanne das Ganze gemeistert hat. Regelmäßig ruft sie mich an und berichtet von neuen Entdeckungen. Eines der positivsten Ergebnisse ist, dass sie sich als Mutter kompetent fühlt. Jeanne, Augie und ich sind froh, dass Mariah nicht mehr wund ist.

Ich sagte Jeanne, dass ich froh war, dass sie zu den wenigen Frauen gehörte, denen ich das Ausscheidungs-Timing vermitteln konnte. Sie antwortete: „Du? Mariah hat es mir beigebracht.“ Einen besseren Beweis hätte ich gar nicht verlangen können. Wenn man als Elternteil wahrnimmt, wie bewusst und zur Kommunikation fähig ein Baby ist, schafft man ein Band der Identifizierung, dass auch noch lange anhält, wenn das Töpfchen bereits beiseite gestellt wurde.

Einige der Faktoren, die eine Rolle dabei spielen, wie oft eine Person beim Timing eines Kindes erfolgreich ist, sind: Klima und die Menge der Kleidung des Kindes, öffentliche Plätze, ob das Kind mit den Eltern schläft oder nicht und ob der Elternteil sich auf Aktivitäten konzentrieren muss, die ihn davon abhalten, sich auf das Hier und Jetzt des Auscheidungs-Timings zu konzentrieren. Es ist auch egal, ob Sie nur einmal am Tag einen „Treffer“ landen, denn das ist immer noch besser, als die Signale des Babys gar nicht wahrzunehmen.

Es ist nie zu spät den Prozeß des Ausscheidungs-Timing zu beginnen. Nachdem ich zu einer Frauenversammlung gesprochen hatte, konzentrierte ich mich auf ein sechs Monate altes Baby und vermittelte ihm, dass wir für es da sind, wenn es urinieren wollte, und dass es uns das mitteilen könne. Innerhalb von 10 Minuten machte es ein Geräusch, und als ich es abhielt, urinierte es (mit einem breiten Lächeln im Gesicht!). Ich habe übrigens bemerkt, dass es umso länger dauern kann, eine regelmäßige Kommunikation aufzubauen, je älter ein Kleinkind ist. Alte Gewohnheiten sind manchmal schwer zu ändern. Merken sollte man sich vor allem, dass niemand Schuld hat, wenn ein Signal übersehen oder nicht gezeigt wurde. Verpflichtung, Ausdauer und Mitgefühl, diese drei wichtigen Tugenden der Elternschaft, gelten auch für das Ausscheidungs-Timing.

Eine Frau, der ich das Ausscheidungs-Timing gezeigt hatte, praktizierte es für eine Weile und hörte dann auf. Sie sagte, dass ihr Baby sich beim Ausscheiden in „Hock“-Position nicht wohl fühlte und dass sie keine Zeit hatte, sich darauf zu konzentrieren. Ich erklärte ihr, dass jede Position gut wäre, welche auch immer für das Baby und den Betreuer funktionieren würde. Ich versicherte ihr, dass es keinen Grund gibt, sich des Aufhörens wegen schuldig zu fühlen, vor allem auch weil sie, wie sie uns erzählte, eine ganz neue Art gelernt hatte, mit ihrem Baby zu kommunizieren.

Das Ausscheidungstiming bietet viele Möglichkeiten, mit einem Baby zu spielen, und gibt eine mögliche Antwort auf die Frage: „Warum schreit das Baby?“. Eines Tages hatte Jeanne Mariah auf ihrem Schoß, während wir uns unterhielten. Mariah fing an zu schreien. Jeanne ging mit ihr urinieren, sie hörte auf zu schreien und wir setzten unser Gespräch fort.

Was ich mir angewöhnte, nachdem ich wirklich auf Babys Timing eingestimmt war, war die Kinder im chinesischen Stil zu kleiden, offener Schritt, lange Hosen im Winter. In der Nacht schlief das Kleinkind mit einem Erwachsenen im Bett, so dass wir auch während dieser Stunden konsequent sein konnten. Nach einigen Jahren waren wir in der Lage, unsere Kinder auch mit an öffentliche Orte zu nehmen. Sie trugen nur lange Kleider ohne Windeln. Manchmal gab es keine Wahl, und sie mussten Windeln tragen (Flugzeuge z.B.). Nachdem sie uns ein Zeichen gegeben hatten, sagten wir ihnen, sie sollten einfach in ihre Windeln machen und hielten sie sogar in der Pinkelposition. Es war einfach die Anerkennung dieser natürlichen und sinnvollen Kommunikation mit den Kindern, die wir sehr genossen. Die Tatsache, dass wir 2/3 weniger Windeln wuschen und 99% weniger Wegwerfwindeln gebrauchten, gab uns das Gefühl, dass wir auch der Erde dienten.

Hab´ Spaß und entspanne. (Timing scheint nur zu funktionieren, wenn ich mich entspanne!) Die psychologischen, ökologischen und sogar spirituellen Vorteile sind es wert, es zu versuchen. Es scheint mir, wie mit vielen radikalen Ideen, dass es gut zwei Generationen dauern kann, bevor wir uns in Bezug auf unsere Wickelgewohnheiten komplett umstellen können. Was schwierig ist für uns wird einfacher sein für die nächste Generation. Wenn wir an die Zukunft denken, sind wir vielleicht eher bereit, die Unfälle beim Timing zu akzeptieren. Ich kann nicht sagen, ob es die Welt verändern wird; aber immerhin glaube ich, dass es ein Schritt ist.